Heute ging’s unter die Erde. Wir besuchten das Salzbergwerk im südöstlich von Krakau gelegenen Städtchen Wieliczka.
Da für ein ausgiebiges Frühstück die Zeit nicht reichte, gab es unterwegs für jeden nur einen Obwarzanek, das sind für Krakau typische Hefekringel, Krakauer Brezel.
Mit genügend Vorlauf kamen wir am Salzbergwerk an, so dass wir noch eine halbe Stunde die Sonne genießen konnten, bevor wir uns mit unserer Gruppe, deutschsprachige Führungen finden zwei mal täglich statt, auf den Weg in die Tiefe machten. Unser Guide war ein aus Baden-Württemberg stammender Rentner, der in Wieliczka lebt und die Führungen seit etwa 14 Jahren aus Spaß an der Freude durchführt. Es war eine sehr interessante und unterhaltsame Führung.
Um ins Bergwerk zu kommen, mussten wir zuallererst Treppen steigen. In den Daniłowicz-Schacht wurde eine Holztreppe gezimmert, über die wir auf die erste Sohle in 64 Metern Tiefe geführt wurden (über 380 Stufen, 54 nummerierte Treppenabsätze).
Seit ungefähr 1280 wird in Wieliczka unter Tage Salz abgebaut. Jedoch wurde bereits vorher, vermutlich schon in der Steinzeit, in der Gegend Salz auf dem Wege der Salzsiederei gewonnen. Als die Sole-Quellen im 13. Jahrhundert versiegten, fand man bei Grabungen nach unterirdischen Quellen die ersten Steinsalz-Vorkommen und die Salzgewinnung unter Tage begann.
Im Bergwerk herrschen angenehme Temperaturen um die 15°C. Die Luft ist frei von Staub und Pollen und soll für Menschen mit Atemwegserkrankungen besonders nützlich sein. Das war also heute ein perfekter Ausflug für mich! Es ist auch möglich, bei Vorliegen einer entsprechenden Indikation mehrtägige Aufenthalte mit Behandlungen unter Tage zu buchen.
Zu sehen bekamen wir jede Menge Holz und viel Salz. Die Wände und Decken, größtenteils auch die Böden, bestehen aus Steinsalz einer eher grauen Färbung. An den Eingängen zu den einzelnen Sohlen haben die Bergleute Kapellen in das Salz geschlagen, welche teilweise noch heute für Andachten und Messen genutzt werden.
Unterwegs gab es recht große Hallen zu sehen, in denen Reliefs ins Salz gehauen wurden. Einige Beegleute durften sich über die Jahrhunderte als Bildhauer betätigen, so dass nicht wenige Figuren aus Salz auf unserer Tour zu bewundern waren. Auch eine aus Salz gefertigte Figur von Papst Johannes Paul II., welche mich an die auf dem Krakauer Wawel erinnerte, war in der Kapelle der Heiligen Kinga zu sehen, einem beeindruckenden Raum mit Reliefs mit biblischen Motiven, verschiedenen Heiligenfiguren und Kronleuchtern, alles aus Salz. Unter Tage finden auch Konzerte statt und heiraten und feiern kann man dort auch.
Früher lebten auch Pferde unter Tage. Sie wurden im Alter von 2-3 Jahren nach unten gebracht und arbeiteten dann etwa 14 Jahre hier. Wir lernten, dass sie so wichtig für die Arbeit waren, dass sie sehr gut behandelt wurden und es pro Pferd einen Verantwortlichen gab. Bis 2003 gab es wohl sogar noch ein Maskottchenpferd hier unten.
Die Salzförderung wurde 1993 eingestellt, allerdings wird eindringendes Wasser weiterhin abgepumpt und daraus Siedesalz gewonnen.
Das Bergwerk befindet sich unter einem Großteil der Stadt. Da es nicht mehr in Betrieb ist werden die meisten Kammern und Gänge nach und nach zugeschüttet.
Ach ja, das Bergwerk gehört bereits seit 1978 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Unsere Tour endete auf einer Zwischensohle zwischen Sohle 2 und 3, in mehr als 130 Metern Tiefe. Hier bot der Führer den interessierten Teilnehmern noch an, durch das unterirdische Museum mit Exponaten zur Geschichte, zur Technik und zur Geologie zu führen. Hier hielt sich das Interesse in Grenzen, so dass wir in den Genuss einer Privatführung kamen, bevor uns ein Aufzug durch den Regis-Schacht wieder nach oben brachte.
Dann: Eierkuchen am Marktplatz von Wieliczka, Fahrt mit dem Zug zurück nach Krakau und nach einem Spaziergang ab in die Ferienwohnung.
Schritte: 16.000
Wetter: sonnig, kühler Wind